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How to master: Revit Familiencontent
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How to master: Revit Familiencontent

Egal ob beim Einstieg mit Revit oder auch noch Jahre danach, das Thema Familienbibliothek bleibt für viele Unternehmen eine konstante Herausforderung. Wie in anderen Bereichen der Software auch, ist die Flexibilität bei Revit sowohl Fluch als auch Segen. Autodesk bietet bei Familien einen großen Spielraum, sodass theoretisch jeder seinen eigenen Katalog zusammenstellen kann. Besonders in der technischen Gebäudeausrüstung (TGA) stellt sich für viele Nutzer immer wieder dieselbe Frage: Kaufe ich einen Familiencontent ein oder nehme ich mir die Zeit und baue einen eigenen auf? Obwohl Revit eine eigene Bibliothek zur Verfügung stellt, lässt diese oft zu wünschen übrig, was zur Entstehung eines Marktes für Familiencontent geführt hat. Dieser Artikel beleuchtet die Schwierigkeiten und Optionen im Umgang mit Revit-Familiencontent.

Ansprüche an eine TGA-Familienbibliothek

  1. Umfang der Bauteile: Die Bibliothek sollte möglichst alle oder zumindest die meisten benötigten Bauteile enthalten. Dies stellt eine massive Herausforderung dar, da es in der TGA eine enorme Vielfalt an Bauteilen gibt, die oft stark variabel sein müssen. Diese Bauteile unterscheiden sich nicht nur in ihrer Geometrie, sondern auch in ihrer Funktionsweise von Hersteller zu Hersteller. Daher ist es schwierig, eine Bibliothek zu erstellen, die alle Anforderungen abdeckt.
  2. Konsistenz des Contents: Der Aufbau der Familien sollte konsistent bleiben. Dies betrifft sowohl die Logik des geometrischen Aufbaus als auch die gemeinsamen Parameter. Eine konsistente Struktur erleichtert die Nutzung und Pflege der Bibliothek erheblich und stellt sicher, dass alle Nutzer auf derselben Grundlage arbeiten.
  3. Verständlichkeit: Familien können sehr verschachtelt aufgebaut sein, was sie sehr variabel und intelligent macht. Allerdings kann dies auch dazu führen, dass nur der Verfasser die Struktur versteht, während der Endnutzer Schwierigkeiten hat. Daher ist es wichtig, dass die Familien verständlich und leicht nachvollziehbar sind.
  4. Kompatibilität mit Berechnungssoftware: Es muss sichergestellt sein, dass die neuen Familien für modellbasierte Berechnungen genutzt werden können. Die Familien sollten so aufgebaut sein, dass sie problemlos in Berechnungssoftware integriert werden können, um eine nahtlose Arbeitsweise zu gewährleisten.

Herausforderungen bei der Erstellung und Pflege von Familiencontent

  1. Lebendiger Content: Unabhängig vom gewählten Weg muss der Content kontinuierlich weiterentwickelt werden. Nutzer integrieren ihre täglichen Erfahrungen in den Content, und Autodesk entwickelt die Software ebenfalls weiter. Dies bedeutet, dass der Content stets aktuell gehalten und an neue Anforderungen angepasst werden muss.
  2. Automatisierung: Revit bietet viele Möglichkeiten zur Prozessbeschleunigung durch Add-Ins oder visuelle Programmierung (z.B. Dynamo). Diese Automatisierung setzt konsistenten Content voraus. Unterschiedlich bezeichnete Parameter oder verschiedene Familienaufbauten verhindern die Automatisierung und können zu Fehlern führen. Daher ist eine einheitliche und durchdachte Struktur des Contents unerlässlich.
  3. Komplexität des Standards: Ein Standard sollte nicht zu komplex sein. Qualifizierteste Nutzer sollten nicht der Maßstab sein, da weniger erfahrene Nutzer Schwierigkeiten haben könnten, was kontraproduktiv wäre. Es ist wichtig, einen Standard zu entwickeln, der für alle Nutzer verständlich und handhabbar ist, um eine breite Akzeptanz und effiziente Nutzung zu gewährleisten.
  4. Kostenlose Familien aus dem Internet: Es gibt viele Seiten und Hersteller, die kostenlose Familien anbieten. Diese haben oft einen zu hohen geometrischen Detaillierungsgrad, enthalten jedoch auch häufig alte Bugs und sind inkonsistent. Personal sollte geschult werden, nichts eigenmächtig ins Modell zu laden. Kostenlose Familien können zwar eine schnelle Lösung bieten, bergen jedoch erhebliche Risiken für die Qualität und Konsistenz des Modells.

Optionen für Unternehmen

  1. Eigenentwicklung des Contents: Die aufwendigste Option ist, den Content von Grund auf selbst zu definieren. Der Vorteil liegt darin, dass der Content genau auf die eigenen Workflows und Anforderungen abgestimmt werden kann. Allerdings erfordert dies qualifiziertes Personal und freie Kapazitäten, was oft als hoher Kostenfaktor gesehen wird. Zudem ist die kontinuierliche Pflege und Anpassung des Contents eine zeitintensive Aufgabe.
  2. Externen Anbieter beauftragen: Eine logische Alternative ist, einen spezialisierten Anbieter zu beauftragen. Dies ist jedoch ebenfalls zeit- und kostenintensiv, da Abstimmungen und Prüfphasen notwendig sind. Externe Anbieter können jedoch Expertise und Ressourcen bereitstellen, die intern möglicherweise nicht vorhanden sind, was die Qualität des Contents steigern kann.
  3. Fertiger Content im Abosystem: Dies scheint auf den ersten Blick die einfachste und günstigste Lösung. Allerdings kann kein fertiger Content alle Anforderungen abdecken, sodass Nachbesserungen nötig sein können. Abonnementsysteme bieten jedoch den Vorteil, dass der Content regelmäßig aktualisiert wird und somit immer auf dem neuesten Stand ist.
  4. Umbau eines bestehenden Contents: Diese Option erscheint als bester Kompromiss. Der Aufwand des Umbaus variiert je nach Komplexität stark. Wird der Content weiterhin extern abonniert, bieten Anbieter oft zusätzliche Tools zur Modellierung und Berechnung an. Eigenständige Anpassungen können jedoch nicht berücksichtigt werden, was zu Problemen führen kann. Ein bestehender Content bietet eine solide Basis, die an die spezifischen Bedürfnisse angepasst werden kann, ohne von Grund auf neu zu beginnen.

Fazit

Die Wahl des richtigen Weges für den Familiencontent in Revit ist entscheidend für die Effizienz und Qualität der Arbeit in einem Unternehmen. Jede der beschriebenen Optionen hat ihre Vor- und Nachteile, und die Entscheidung sollte auf den spezifischen Anforderungen und Ressourcen des Unternehmens basieren. Eine Kombination aus internem Wissen und externen Ressourcen könnte oft der effektivste Ansatz sein. Eine kontinuierliche Schulung und Anpassung des Contents sind dabei unerlässlich, um den sich ständig weiterentwickelnden Anforderungen gerecht zu werden. Ein durchdachter und gut gepflegter Familiencontent kann die Arbeit erheblich erleichtern und zur Steigerung der Effizienz und Qualität beitragen.

Jakob Macdonald
BIM Koordinator TGA