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BIM Normung - Status quo und Perspektiven
Dieser Artikel soll eine übersichtliche Zusammenfassung der bereits existierenden und in Entwicklung befindlichen Normen liefern, ohne zu sehr ins Detail zu gehen. Leider gibt es bezüglich fachspezifischer Gewerke noch nicht viel Normenmaterial. Jedoch wäre der Umfang auch zu groß, um wirklich alle notwendigen Fachbereiche, welche für die Gebäudeplanung benötigt werden, in Normen zum Thema BIM zu standardisieren. Es werden dennoch die Prozesse und Schnittstellen zu anderen Gewerken dargestellt. Alle Normen sind nur ein Stand der Technik und somit Richtlinien und keine Gesetze - Man muss sie also nicht gezwungenermaßen einhalten. Die Einhaltung hilft jedoch, eine Kompatibilität zu anderen, welche nach dieser Norm arbeiten, zu erzeugen. Besonders bei BIM ist die Schnittstellenthematik nicht immer übersichtlich und so hilft die Normung manche Themen klarer bearbeiten zu können.
In der DIN befasst sich der interdisziplinär besetzte Normenausschuss NA 005-01-39 "Building Information Modeling" mit notwendigen Standards und Regeln für die Anwendung von BIM. Um die Fülle der Themen bewältigen zu können, ist der Normenausschuss in Arbeitskreise untergliedert:
- AK 01 "Strategie"
- AK 02 "Datenaustausch"
- AK 03 "Informationsmanagement mit BIM" und
- AK 04 "Datenstrukturen für BIM-Kataloge".
Der Normenausschuss und seine Arbeitskreise spiegeln auch die vielfältigen Normungsaktivitäten auf ISO- und CEN-Ebene wider – sie sind die Spiegelgremien zu ISO/TC 59 "Buildings and civil engineering works" und CEN/TC 442 "Building Information Modelling (BIM)". Architekten und Ingenieure sind in den Gremien der DIN und des VDI mit mehreren Delegierten vertreten.
Nicht nur in der DIN, auch im VDI finden Normung und Standardisierung von BIM-Prozessen statt. Nationale Anforderungen, die ergänzend zur internationalen BIM-Standardisierung festgeschrieben werden sollen, bildet die Richtlinienreihe VDI 2552 "Building Information Modeling" ab. Der VDI-Koordinationskreis arbeitet hierbei eng mit dem für die Spiegelung der internationalen Norm zuständigen Normenausschuss des DIN zusammen, um Widersprüche in den jeweiligen Normenwerken zu vermeiden. Im VDI werden immer wieder BIM-Richtlinien praxisnah von und für deutsche Prozesse geschaffen. Diese werden unter der Blattnummer VDI 2552 gebündelt und fließen teilweise über den DIN auch in die CEN- und ISO-Normung mit ein.
Nachfolgend werden die wichtigsten Normen zum Thema BIM aufgelistet:
DIN EN ISO 19650:
Diese Norm legt die Grundprinzipien für das Informationsmanagement bei der Verwendung von BIM fest. Sie bietet Leitlinien zur Organisation von BIM-Projekten und zur Verwaltung von Informationen im gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks. Die DIN EN ISO 19650 besteht aus sechs Teilen, die noch nicht alle veröffentlicht sind.
VDI 2552:
Diese Norm liefert einen strukturierten Ansatz für die effektive Implementierung von BIM in die Prozesse des Planens, Bauens und Betreibens. Sie beschreibt dazu die heute bereits international bewährten Regeln der Technik, Erfahrungen und Entwicklungen bei der Anwendung von BIM. Die VDI 2552 ist dabei in 16 Unterblätter unterteilt, welche von den Grundlagen über das Datenmanagement bis hin zu den BIM-Anwendungsfällen reichen. Mehrere Blätter sind noch im Entwurf bzw. in der Projektphase und werden nach und nach veröffentlicht.
DIN EN ISO 29481:
Die DIN EN ISO 29481 beschreibt als eine der älteren BIM-Normen die Grundlagen des BIM-Begriffs und der Informationslieferung. Dabei wird vor allem der Weg zum Aufbau von Information Delivery Manuels (IDM) beschrieben.
DIN EN ISO 16739:
Die DIN EN ISO 16739 beschreibt das technische IFC-Format und den konkreten Aufbau dahinter. Die Norm besteht aus einem technischen Teil in HTML und einem kurzen textlichen Teil in einer PDF.
DIN SPEC 91400:
Deutsche Vornorm, die die Standardisierung von BIM in Deutschland behandelt. Sie enthält Leitlinien und Anforderungen für die Anwendung von BIM in verschiedenen Projektphasen.
Die DIN SPEC 91400 definiert ein Klassifikations- und Beschreibungssystem für BIM-Objekte wie Wände, Fenster oder Sanitärausstattungen. Aus diesem eindeutigen Katalog möglicher Eigenschaften kann der Planer oder Architekt seine Auswahl treffen.
DIN EN 17412:
Diese Norm erweitert mit LOIN (Level of Information Need) das Konzept des LOD (Level of Detail) um eine Dokumentation und eine eindeutige Zuordnung des Liefergegenstandes, dessen Informationstiefe sowie die Beteiligten. Für die Informationsbedarfstiefe LOIN ist stets das Anwendungsziel entscheidend. Das heißt, im Projekt wird festgelegt, welche Informationen eines spezifischen Bauteils für die Planung notwendig sind. Weitere für den Planungsprozess irrelevante Details werden dabei nicht berücksichtigt, wodurch ein Übermaß an Informationen nach dem Prinzip "so viel wie nötig, so wenig wie möglich" vermieden wird.
Unter folgendem Link findet Ihr eine Auflistung aller Normen, welche von DIN und VDI bereits erlassen wurden oder im Entwurf bzw. in Entwicklung stecken:
https://www.buildingsmart.de/normen-und-richtlinien
BIM International
Im internationalen Vergleich hinkt Deutschland, trotz vieler Anstrengungen in den letzten Jahren, deutlich hinterher. Länder wie Großbritannien oder die skandinavischen Länder arbeiten bereits länger mit der BIM-Methodik und leisten dementsprechend einen großen Beitrag zur internationalen Entwicklung der Digitalisierung im Bauwesen.
In Großbritannien ist BIM seit 2016 für öffentliche Projekte gesetzlich vorgeschrieben. 80% der dort ansässigen Bauunternehmen nutzen bereits BIM als Planungsmethode. Die als Industriestandard 2007 eingeführte Norm BS1192:2007 und Ihre Spezifikationen PAS 1192 bildeten die Grundlage für die neue, so wichtige Normreihe ISO 19650, welche 2019 veröffentlicht wurde.
Auch die Skandinavischen Länder gelten in Sachen BIM als Vorreiter. Sie gehörten zu den Ersten, welche BIM-Technologien mit öffentlichen Normen und Anforderungen einsetzten. Beispielsweise ist der Einsatz der BIM-Methode in Dänemark mit einer Bausumme von über 2,7 Millionen Euro bereits seit 2013 in allen öffentlichen Projekten verbindlich.
Die Länder Finnland, Schweden, Dänemark und Norwegen arbeiten über gemeinsame Organisationen Normen und Richtlinien aus. Auch bei buildingSMART treten diese Länder gemeinsam über buildingSMART Nordic auf. Die Arbeitsgruppen in Skandinavien spielen hierbei aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung eine große Rolle. Ebenso wird in den skandinavischen Ländern viel Software für die BIM-Methode entwickelt, welche auch oft als renommiert gelten und in der ganzen Branche international genutzt werden. Ein gutes Beispiel hierfür ist Dalux aus Dänemark mit über 450.000 Nutzern aus 147 Ländern.
Fazit:
Im letzten Jahrzehnt hat sich das Thema Normung in der BIM-Welt stark weiterentwickelt. Es wurden viele Studien und Forschungsprojekte durchgeführt und über Organisationen wie BuildingSMART haben sich einige Arbeitsgruppen gebildet, welche die vielen komplexen Themen behandeln, die es in Sachen BIM zu erarbeiten gilt.
Die Implementierung und Nutzung der BIM-Methode wird durch neu entwickelte Leitfäden zunehmend erleichtert. Es ist davon auszugehen, dass in den kommenden Jahren immer mehr Architektur- & Ingenieurbüros in Deutschland mit BIM arbeiten werden und es auch in den Forderungen von Bauherrn vermehrt vorkommen wird.
Momentan wird allerdings von einigen Unternehmen versucht, Forschungsstandards zu schaffen, da die Normungsgremien der Geschwindigkeit der Entwicklungen nicht hinterherkommen. Dies ist jedoch ein bekanntes Problem, auch in der TGA-Planung folgt man den „Anerkannten Regeln der Technik“ da die Normierung immer länger dauert, als sich neue innovative Systeme entwickeln. Nur durch eine durchgängige Digitalisierung im Bauwesen lassen sich Kosten und Aufwand reduzieren und die heute so wichtigen Themen, wie z.B. Nachhaltigkeit und CO2-Reduktion, fördern.
Es bleibt spannend!
Quellen:
https://bimheldende/bim-normung/
https://www.bimdeutschland.de/bim-wissen/standards
https://biblus.accasoftware.com/de/exchange-information-requirements-was-ist-eir-bim/
https://lichtnet.de/artikel/bim-normen/